Revolutionäre Netze

Ein Gastbeitrag von Andreas Pieper

Als 2010 die Bitcoin-Blockchain schon geboren war, hatte man sich im deutschen Bundestag über die Folgen der Digitalisierung der Gesellschaft beraten lassen. Prof. Dr. Peter Kruse hat 10 Thesen eingebracht, wobei die Kernthese eine Machtverschiebung ist. Demnach haben Systeme mit einer enormen Vernetzungsdichte, eine hohe Spontanaktivität und kreisende Erregungen eine Tendenz zur Selbstaufschaukelung. Diese Netzwerke können plötzlich mächtig werden.

Damit geht eine massive Machtverschiebung vom Anbieter zum Nachfrager einher. Das heißt, wir haben einen extrem starken Kunden, einen extrem starken Mitarbeiter und einen extrem starken Bürger.

Nach Prof. Dr. Peter Kruse ist es geboten empathisch zu sein, um zu erkennen, was resonanzfähig ist. Denn Vorhersagen können nicht mehr getroffen werden. Hier finden Sie seine Originalrede:

Eine derartige Aufschaukelung hat in den letzten Jahren zweifelsohne am Markt der Kryptowährungen stattgefunden. Zu Beginn des letzten Jahres betrug die Marktkapitalisierung aller Blockchain-Projekte noch weniger als 18 Mrd. $. Im Juli 2017 war der Markt schon über 100 Mrd. $ schwer. Selbst Mario Draghi fürchtet inzwischen eine unkontrollierte Disruption im Finanzwesen, wie er in seinem Brief ans Parlament der EU ausgeführt hat.

Was macht die Blockchain so gefährlich?

Das heißt, dass veraltete Technologien, in diesem Fall staatliche Fiat-Währungen wie der Euro und der US-Dollar, abrupt durch die neue Blockchain-Technologie ersetzt werden könnten. Aber noch ist diese Revolution nicht in der Wirtschaft angekommen, beschwichtigt der Zentralbänker. In den letzten Wochen ist auch eine Konsolidierung im Kryptomarkt eingetreten.

Aber was ist die Blockchain und was macht sie so gefährlich? Ohne jetzt schon auf die technischen Details einzugehen, sei gesagt: Die Blockchain ist der Grundbaustein, um super resistente sowie dezentrale Netzwerke, Buchhaltungssysteme und Register zu kreieren. Für einen Laien hört sich das jetzt technokratisch an, aber hier drin steckt der Sprengstoff für die Machtverschiebung, vor der Prof. Dr.  Peter Kruse die Bundesregierung bereits 2011 gewarnt hatte. Hiermit kann man nicht nur ein Grundbuchamt effektiver gestalten, wie es kürzlich in Schweden eingeführt wurde, sondern Personengruppen können sich autonom selbst verwalten und z.B. ihr eigenes Geld drucken.

Deutsche Mark als digitale Währung?

Das Prinzip ist hierbei ganz einfach: In diesen Netzwerken gibt es ein Protokoll, das den Transfer von sogenannten Tokens regelt, welche in ihrer Summe bekannt und limitiert sind. Diese Tokens fungieren damit wie Aktien oder sind eben das Geld dieser Netzwerke. Damit kann am Markt gehandelt werden. In letzter Konsequenz heißt das, dass sich diese autonomen Gesellschaften über die Blockchain, an die sie glauben, weil sie darin einen Nutzen sehen, am Markt kapitalisieren. Gedeckt ist die Blockchain dabei nur durch die Wirtschaftskraft ihrer Anhänger. Steigt die Anzahl der Anhänger, so nimmt auch der Wert der Blockchain zu, was auch zur Aufwertung der Tokens führt. Nebenbei gesagt funktionieren Aktien, spekulative Rohstoffe und auch Fiatwährungen genauso. Marktspekulationen können hier schnell Resonanzen hervorrufen – in beide Richtungen. Dies kann in Zukunft dazu führen, dass Angestellte des Staates, die nicht mit Pensionen versorgt werden und damit kein zwingendes Interesse am Werterhalt des staatlichen Fiats haben, ihr Gehalt in ihrer eigenen Blockchain-Währung verlangen, während der Staat die Steuern weiterhin in Fiat-Währungen einfordert – zur Not natürlich wie immer mit staatlicher Gewalt.

Wie weit wir von solchen Szenarien weg sind kann man nur schwerlich vorhersagen. Bewegt man sich aber durch soziale Netzwerke, so ist der Unmut in der Gesellschaft gegenüber den Staaten doch recht groß. Spreche ich Leute auf die Blockchain an, so haben einige vielleicht mal von Bitcoin gehört, aber sonst ist das für fast alle Neuland, mit dem man sich mal beschäftigen könnte … wenn man denn mal Zeit hat und jemanden findet, der das mal vernünftig erklärt. Aber meistens empört man sich dann doch nur über das Theater in den Massenmedien und der Politik. Ich komme mir vor wie zu Zeiten des Ablasshandels: Die wenigsten können lesen und einige Nerds basteln an der Druckerpresse.

Für die Deutsche Mitte, Landesverband Baden-Württemberg, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors Andreas Pieper (Erstveröffentlichung und Original auf steemit.com von Andreas Pieper/Blockchain-Hanse1, Juni 2017)

Weitere Informationen von Andreas Pieper zum Bitcoin, Kryptowährungen und der Blockchaintechnologie finden Sie auch im RUBIKON, Ausgabe November 2017: „Die Matrix, die Blockchain und ich – Marktkräfte und Geld regieren die Welt.“

Ihre Fragen zum Bitcoin, Kryptowährungen und der Blockchaintechnologie schreiben Sie bitte bis zum 10. März (Redaktionsschluss) direkt unten in die Kommentarfunktion. Wir werden alle Ihre Fragen gerne an Andreas Pieper weiter leiten und im nächsten Newsletter der Deutschen Mitte, Landesverband Baden-Württemberg beantworten. Wir freuen uns auf einen regen, interessanten Austausch und viele Fragen zum Thema.

1 Kommentar

  1. Hallo Herr Pieper,

    vielen Dank für Ihren sehr interessanten Artikel. Bezüglich Kryptowährungen hätte ich gleich zwei Fragen:

    1.) Massiver Energiehunger von Bitcoin und anderen Kryptowährungen
    Aktuell benötigt das globale Bitcoin Mining laut Bitcoin Energy Consumption Index (https://digiconomist.net/bitcoin-energy-consumption) 54 Terawattstunden und liegt damit derzeit über dem Jahresverbrauch von Singapur. Insgesamt wächst der Engergiebedarf der Kryptowährungen aktuell exponentiell. Wie sieht Ihrer Meinung die langfristige Prognose aus, wann diese Feststellung zu einem für die Kryptowährungen selbst gefährdenden Problem wird? Gibt es Bestrebungen der Bitcoin Core Entwickler, diesem Problem entgegenzutreten? Wie schätzen Sie alternative „grüne“ Kryptowährungen ein, die den Energiehunger besser im Griff haben?

    2.) Kryptowährungen vs. Notenbanken und Nationalstaaten
    Wie schätzen Sie in den nächsten Jahren mögliche Handlungen diverser Notenbanken und Nationalstaaten auf Kryptowährungen ein, um der „Bedrohung für die Finanzstabilität“ Herr zu werden? Welche Regeln und Auflagen sind von den Aufsichtsbehörden zu erwarten?

    Mit freundlichen Grüßen
    Christoph Lemke

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