Revolutionäre Netze

Vom Laufen lernen bis zum Tanzen auf der Blockchain

Dies ist der vierte Teil einer Reihe zum Thema Blockchain und Kryptowährungen. Um einen einfacheren Einstieg zu bekommen, empfehlen wir vorab die drei vorangegangenen Artikel zu lesen:

»Revolutionäre Netze, autonome Selbstverwaltung und eigenes Geld mit der Blockchain-Technologie

»Revolutionäre Netze, die Blockchain-Technologie und Kryptowährungen

»Ein Interview mit Antworten auf drängende Fragen

Du hast das Vertrauen in zentrale Institutionen, Politik und Mainstream-Medien verloren und glaubst, dass dieses System früher oder später einfach zusammenbrechen muss? Egal was bei dir diesen Vertrauensverlust ausgelöst hat – anscheinend hat dir jemand von Bitcoin und der Blockchain-Technologie erzählt, welche das Potential haben soll, einige fundamentale Probleme unserer heutigen Gesellschaft zu lösen. Denn sonst würdest du hier sicherlich nicht weiter lesen. Menschen müssen aber potentiellen Lösungen Wert beimessen und Zeit investieren, damit diese auch organisch wachsen können. Ideen können noch so gut sein – wenn sich niemand dafür interessiert, dann können sie auch keinen Nutzen generieren.

Dieser Artikel soll Menschen, die nicht besonders technik- und finanzaffin sind, die ersten Gehversuche auf der Blockchain erleichtern. Man beginnt damit, indem man sich mal etwas Zeit nimmt und es ausprobiert. Indem man einen kleinen zweistelligen Euro-Betrag nimmt und versucht, diesen auf die Blockchain zu bringen. Das, was man hierbei lernt, wenn man es selbst macht, ist weitaus mehr wert als 20 Euro. Und die Zeit beim Lernen und selbstständig werden ist ohnehin unbezahlbar. Es gibt einige technische Hürden. Aber die größte Hürde sind die eigenen Gedanken. Es fühlt sich zunächst kriminell an oder so, als wenn man jemanden verraten würde. Das ging jedem so – dem Wissenschaftler genauso wie dem Bäcker. Aber wenn man damit durch ist, ist es so, als wäre man von Zuhause ausgezogen und bestimmt sein eigenes Leben. Du gewinnst damit Freiheit, bist aber auch für dich selbst verantwortlich.

Datensicherheit und Autonomie bedeutet Kapital. Darum stell ich dir ein kleines Werkzeug vor, welches den Umgang mit sensiblen Daten extrem vereinfacht. Auch wenn du das Interesse an Krypto verlieren solltest, wird dies dein Leben in der digitalen Welt sicherer und einfacher machen. Anschließend erstellen wir uns die ersten eigenen Schlüsselpaare, die „Blockchain-Konten“, ohne jemanden zu fragen. Wenn du jemanden kennst, der ein paar Kryptos hält, dann kannst du dich glücklich schätzen. Frag ihn mal, ob er dir einen kleinen Betrag schickt und du lädst ihn zum Essen ein oder irgendetwas anderes. Die allermeisten freuen sich über so ein Angebot. Das vereinfacht dir den Einstig unheimlich stark. Für den anderen Fall, stelle ich dir paar gängige Fiat-Krypto-Börsen vor, wo dieser Stoff gedealt wird.

Keepass, dein Freund und Helfer!

Die meisten nutzen auf vielen Portalen die immer gleiche E-Mail-Adresse und das gleiche einfache Password. Hat ein Angreifer einmal auf einer unsicheren Webseite deine Login-Daten abgegriffen,  so kann der Schaden enorm sein. Keepass hilft dir alles einfach und sicher zu verwalten. Von der Generierung von sicheren Passwörtern, Verwaltung von Zusatzinformationen und Dateien bis zum automatischen Einfügen der Login-Daten. Der Passwort-Container kann einfach mit Sicherungsdateien auf anderen Endgeräten synchron gehalten werden. So muss man nicht auf einem Schrottplatz nach einer Festplatte graben, auf der sich ein Vermögen befindet. Du solltest diesem Container allerdings ein sicheres Masterpassword verpassen. So sicher, dass du es dir vorerst notieren musst. Wenn du es über ein, zwei Monate mehrmals wöchentlich eingibst, dann vergisst du es auch nicht mehr. Sei dir bewusst: Wenn du es verlierst oder nicht vererben kannst, dass das entsprechende Vermögen eingefroren ist. Für mich ist das Programm selbsterklärend. Aber Tutorials auf Youtube haben mich dennoch auf die eine oder andere Funktionalität aufmerksam gemacht. Generell gilt: Nutze das Internet!

Was zur Hölle ist ein Wallet?

Wallet ist englisch und heißt Geldbörse. In Kryptoland verwaltet ein Wallet Kryptoguthaben. Es gibt Full-Wallets, Paper-Wallets, Light-Wallets, Mobile-Wallets, Multi-Wallets, Hardware-Wallets, Online-Wallets und wer weiß was noch alles. Digital-, Virtual-, Real-, Scam-, Star- und Stonehenge-Wallets würde ich noch interessant finden. Sorry, jetzt wird es technisch, aber ich versuche es unterhaltsam zu halten. Der Reihe nach: Ein Full-Wallet ist der Kern und das Rückgrad. Es ist kompatibel „zur Verfassung“, zum Protokoll eines Blockchain-Projektes. Es ist eine freie und in der Regel quelloffene Software. Diese Software wird meist auf Github von Core-Entwicklern gemeinschaftlich weiterentwickelt und ausgiebig getestet. Ein Full-Wallet lädt die komplette Blockchain herunter, kann eigene Schlüsselpaare verwalten und ist in der Lage selbst neue Blöcke zu generieren. Ein Paper-Wallet ist dagegen die Minimalversion. Probiere es mal aus: https://www.bitaddress.org, etwas Entropie erzeugen (d.h. mit der Maus wackeln) und voilà, du hast dein erstes Bitcoin-Schlüsselpaar erzeugt. Links siehst du deine Bitcoin-Adresse, praktisch deine Kontonummer und rechts ist dein privater Schlüssel. Die Adresse könntest du jemanden geben und dir ein paar Satoshis (kleinster Bitcoin-Bruchteil) schicken lassen. Den privaten Schlüssel benötigst du, wenn du eine „unterschriebene“ Transaktion von dieser Adresse erstellen willst. Der private Schlüssel ist so etwas wie das unveränderliche Passwort zu dieser Adresse und du hast es gefunden. Wenn du jetzt dieses Paper-Wallet ausdruckst, dann hast du ein Real-Paper-Wallet und du kannst es im Garten vergraben. Du kannst dir aber auch das Schlüsselpaar in deinen Keepass-Container abspeichern. Was hast du dann? Richtig, ein Digital-Paper-Wallet. Es ist wichtig, diese Paper-Wallet-Spielerei einmal gemacht zu haben, aber das kann du jetzt wieder getrost vergessen, weil es zu umständlich ist, damit Transaktionen zu signieren. Es ist nur wichtig, einmal ein Schlüsselpaar händisch erzeugt zu haben, um zu wissen, worauf es ankommt.

Für den Einstig bieten sich Light-Wallets an. Für Bitcoin ist es https://electrum.org und für Litecoin https://electrum-ltc.org. Diese verbinden sich mit Servern, auf denen Full-Wallets laufen und man selbst verwaltet nur die privaten Schlüssel. Aufwand und Nutzen stehen hier für Neulinge in einem angenehmen Gleichgewicht. Beim anlegen eines neuen Wallets wird ein sogenannter Seed (dt. Saatgut), eine Reihe von Wörtern generiert. Alle privaten Schlüssel deines Wallets können mit diesem Seed wiederhergestellt werden. Also ab damit in deine Keepass-Datenbank. Zusätzlich vergibst du deiner neuen Walletdatei ein Password, welches du am besten auch in Keepass ablegst. Bei weiteren Fragen hilft dir wie immer das Internet. Du bist jetzt in der Lage „Blockchain-Zahlungen“ zu empfangen und weiter zu senden. Ohne nur einen Cent ausgegeben zu haben, bist du jetzt kryptofit und hast dir dein eigenes, kleines und effizientes Fort Knox gebaut. Es kostet nur etwas Zeit, Interesse und Willen.

Mobile-Wallets sind das gleiche wie Light-Wallets, nur dass sie auf Smartphones laufen. Multi-Wallets sind Light-Wallets, mit denen sich mehrere Coins verwalten lassen. Exodus und Coinomi sind hier zwei bekannte. Hardware-Wallets sind Multi-Wallet-USB-Sticks, die deine privaten Schlüssel verwalten und Transaktionen signieren, ohne dass die privaten Schlüssel jemals den Stick verlassen. Hardware-Wallets sind also eine alternative zu Keepass. Ledger und Trezor sind hier die Hauptanbieter. Am Ende musst du selbst schauen, was für dich man praktikabelsten und sichersten ist. Für den Anfang ist das jetzt alles etwas viel und nicht unbedingt wichtig. Also ab damit in den Hinterkopf. Es ist nur wichtig diese Begriffe und Dinge mal gehört zu haben, damit du es später leichter einordnen kannst.

Online-Wallets sind anders. Online-Wallets sind Drittanbieter, die Coins für dich verwahren. Wie bei deiner Bank, hast du nur ein Auszahlungsversprechen von Coins. Du kontrollierst nicht die privaten Schlüssel. Für gewöhnlich sind Online-Wallets Krypto-Börsen. Online-Wallets können schnell mal zum Shit- oder Scam-Wallet werden, wenn der Anbieter gehackt wird oder korrumpiert. Mt.Gox war z.B. so ein Fall, wo viele ihr Kryptoguthaben verloren haben und die Prozesse bis heute andauern.

Krypto-Tauschbörsen sind aber wichtig für die Liquidität des Blockchain-Ökosystems und damit unerlässlich für die gesellschaftliche Wertbemessung dieser Projekte. Es gibt Anbieter wie Anycoin oder Bitpanda, wo man zu einem gegebenen Preis Coins nachfragen kann. Echte Börsen sind Bitcoin.de, Coinbase oder Kraken. Hier lassen sich sogenannte Limit-Order platzieren und man wechselt somit von der Nachfrage- zur Angebotsseite. Man platziert ein Angebot unter dem aktuellen Marktpreis. Fällt der Marktpreis, so wird jemand dein Angebot nachfragen. Hiermit stellst du dem Markt Liquidität und Zeit bereit und hast dadurch günstige Konditionen, aber auch das Risiko, dass deine Order nie ausgelöst wird. Alle Limit-Order am Markt stellen die Liquidität dar und sind essentiell für den Preisbildungsprozess. Hat man die Zeit, die Fähigkeiten, die Muße und zockt mit großen Geld, so sind Limit-Orders zu bevorzugen. Coins im Gegenwert eines Abendessens fragt man dagegen einfach nach.

Eine angenehme und sichere Kombination ist ein Konto bei der Fidor Bank und ein Account bei Bitcoin.de. Mit der Express-Option kannst du bei der Fidor Bank Geld für eine Order reservieren. Bei einem Tausch kümmert sich Fidor um die Fiat-Buchung und Bitcoin.de um die Krypto-Buchung. Die Kryptos kannst du dann auf deine Adresse auszahlen lassen. Du kannst aber auch Bitcoin.de Kryptos überweisen und damit Fiat-Giralgeld kaufen. Bei Coinbase oder Kraken überweist du erst Fiat-Geld auf deren Konten. Sie funktionieren aber sonst genauso, wie jede stinknormale Börse. Bei all diesen Plattformen musst du dich anmelden und verifizieren. Dieser Prozess ist ein gewisser Verwaltungsaufwand, fühlt sich das erste mal kriminell oder verräterisch an und dauert auch seine Zeit. Es ist aber einfacher, als man letztendlich denkt, und gehört zur finanziellen und digitalen Selbstbestimmung dazu. Such dir eine Handelsplattform, die du verstehst und mit der du sicher umgehen kannst.

Daneben gibt es auch noch kleine dezentrale Börsen wie https://bisq.network/ . Diese benötigen keine staatsbürgerliche Identität und man hat die Kontrolle über die privaten Schlüssel. Da hier die Transaktionen alle direkt über die Blockchain abgewickelt werden und man selbst die Fiat-Überweisungen tätigen muss, sind hier die Gebühren (noch) wesentlich höher und es dauert alles länger. Für Einsteiger sind diese Börsen Aufgrund ihrer Komplexität und niedrigen Handelsvolumina ungeeignet. Aber das Wissen um die Existenz dieser unangreifbaren Börsen ist wichtig. P2P-Handel kann nicht unterbunden werden, da die Kommunikation zwischen zwei Menschen oder in einem dezentralen Netzwerk nicht unterbunden werden kann.

Was du jetzt mit all diesen Informationen und Ratschlägen machst, ist deine Sache. Für den Einstig ist immer Bitcoin ratsam oder Litcoin, wenn einem die Gebühren bei Bitcoin zu hoch sind. Sätze wie: „Bitcoin ist kaputt, hat veraltete Technologie und ist überteuert“, sind absoluter Bullshit. Technisch gesehen ist Bitcoin genauso wandlungsfähig wie jedes andere Projekt auch, nur wird nicht jede fixe Idee von den Core-Entwicklern umgesetzt. Jede Idee, ob „grüne und demokratische Coins“ oder Smart Contracts, müssen organisch wachsen und am Markt nach und nach wertgeschätzt werden. Ja, es gibt Altcoins, die noch mehr Potential als Bitcoin haben. Aber niemand weiß mit Sicherheit, welche diese sind. Ein Großteil des Blumenstraußes kann auf coinmarketcap.com verfolgt werden. Eines ist aber sicher: Blockchain ist Zukunft. Es kann heute noch nicht abgeschätzt werden, was Menschen mit dieser Technologie alles umsetzen werden. Der Begriff „Blockchain“ kann letztendlich nicht verklärt und von Bitcoin getrennt werden, auch wenn diese Angriffe derzeit unübersehbar sind.

Und der wichtigste Ratschlag noch mal zum Schuss: Suche dir Kompetenz in deinem persönlichen Umfeld oder schaue nach Gruppen in der Nähe, um dich auszutauschen. Nichts ist so effizient, wie aus den Fehlern anderer zu lernen und erfolgreiche Denkansätze sowie Strategien zu kopieren.