Liebe Mitstreiter,
auch der herrliche Sonnenschein konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass bei unserem informellen Treffen am vergangenen Sonntag etwas anders war, als zu solchen Gegebenheiten im vergangen Jahr. Ein lange ersehntes Treffen mit alten Bekannten. Ohne Formalitäten. Ohne großes Programm. Ungezwungen.
Ich will aber natürlich gar keinen Hehl daraus machen, dass viele enttäuscht sind, weil sie täglich beobachten, wie sich die Zustände in unserem Land teilweise dramatisch verschlechtern, während die Deutsche Mitte offenbar in erster Linie mit sich selbst beschäftigt ist. Im fünften Monat nachdem wir uns befreit haben und mit viel Elan und positiver Grundstimmung gestartet sind, ist das auch durchaus nachvollziehbar. Alles, was in irgend einer Form Verwaltung, Struktur und Ordnung in einer Organisation bedarf, das gab es in der Deutschen Mitte vor dem November letzten Jahres nicht. Ich wage einmal zu behaupten, dass diese Partei von ihrem Gründer niemals auf ein dauerhaftes Bestehen ausgelegt war. Das zu korrigieren, zu reparieren und zu verbessern war die Aufgabe der letzten Monate. Sie ist weitestgehend abgeschlossen.
Die kalte Dusche nach dem Aufstehen
Diese zeitintensiven Arbeiten haben dazu geführt, dass die Deutsche Mitte in eine Art Winterschlaf gefallen war und Sie kennen das ja wahrscheinlich: Im ersten Moment nach dem Aufwachen ist man ein bisschen muffelig. Unbewusst weiß man ja schon, dass jetzt die stille Atempause verstrichen ist, aber man ringt um jede Sekunde unter der Decke. So würde ich die Stimmung bei unserem Treffen charakterisieren. Viel Unmut wurde bekundet, manche sprachen von Austritt.
Und dann passierte etwas, was ich ebenso typisch für unsere Partei halte: nach dem ersten Kaffee und vor allem dem gemeinsamen Austausch über Sorgen und Nöte in vielen kleinen Vieraugengesprächen, entstand eine überaus konstruktive Atmosphäre. Dabei will ich hier keinesfalls Schönmalerei betreiben. Es wurde kontrovers und mitunter sehr hitzig debattiert, aber man spürte zu jedem Zeitpunkt, dass hier Menschen, die sich mögen und einander schätzen, um eine Lösung ringen. Ein klärendes Gewitter, oder, um bei dem Bild zu bleiben, vielleicht die kalte Dusche nach dem Aufstehen.
Die Müdigkeit, die Schwere und das genervt-sein in Gedanken an den vor einem liegenden Tag war abgespült und es wurde frisch, spritzig, in den kommenden Tag hinein gerichtet. Die Köpfe drehten sich und der Blick ging jetzt nach vorne. Zeit für Visionen. Die Frage danach, wo wir am Ende dieses Tages sein wollen.
Hans Tolzin stellte seine Vorstellungen zur kommenden Europawahl vor und zeichnete dabei ein durchaus zuversichtlich stimmendes Bild von den Anforderrungen, seinem tragfähigen Konzept eines Weges und konkreten Ideen zur Umsetzung, die sich mit unseren Mitteln bewerkstelligen lassen. Da zur Europawahl keine Klauseln bestehen und bereits 0,5% der Stimmen ausreichen, um einen Abgeordneten zu stellen, wäre das ein erreichbarer Schritt, der auch die Finanzen der Partei – bei Erfolg -spürbar entlasten könnte. Diese hier im Detail zu erörtern würde den Rahmen ebenso sprengen, wie die von mir vorgestellte Idee zu einem neuen Mittelpunkt, einem neuen, zentralen Konzept, um uns den Menschen als tatsächliche Alternative zwischen den wachsenden Rändern deutlich zu machen und unsere Gesellschaft und unseren Sozialstaat zu erhalten. Beides wird in den kommenden Wochen reifen, hoffentlich inhaltliche, konzeptionelle und ganz konkrete Unterstützung erfahren und dann mit Sicherheit hier vorgestellt werden.
Als die Veranstaltung vor der Gaststätte zu Ende ging und man sich eigentlich verabschiedete (was erneut in einer Vielzahl sehr bereichernden Gesprächen endete) hätte ein Außenstehender keinesfalls den Eindruck gewonnen, dass es sich hier um Menschen handelt, die hart miteinander verhandelt hatten. Die Herzlichkeit hätte ihn davon überzeugt, dass er hier Freunde beobachtete.