Reframing „Freihandelsabkommen“ – die Macht der Worte

ReFraming-Freihandelsabkommen

Worte und Begriffe aktivieren in unserem Gehirn sogenannte „Frames“ (deutsch: Deutungsrahmen). Diese durch die Sprache aktivierten Frames beeinflussen nicht nur unser Denken, sondern auch unser Fühlen und Werten, sogar unser Handeln. Im beigefügten Kurzvideo findet ihr eine anschauliche Erklärung über die Funktionsweise des Framings:

Frames an sich sind nicht per se etwas Verwerfliches. Tatsächlich denkt und arbeitet unser Gehirn von Natur aus bei der Verarbeitung von Sprache in Frames. Worte aktivieren diese Frames und mit ihnen werden auch andere abgespeicherte Sinneswahrnehmungen, die mit dem jeweiligen Frame assoziiert sind, abgerufen. Das soll dem Wahrnehmungsapparat dabei helfen, den Sinn eines Wortes besser begreifen zu können.

Jedoch kann diese Funktionsweise bewusst ausgenutzt werden, um unser Denken absichtlich zu manipulieren. Etwa beim Lesen von Zeitungsartikeln oder Facebook-Beiträgen, beim Anschauen von Dokumentationen oder Talkshows usw. Hier werden wir oft, ohne es zu merken, mit bewusst geframeten Begriffen konfrontiert.

Zwar führt nicht jeder, der diese Begriffe benutzt, etwas im Schilde, aber je nach politischer Agenda versuchen die Schöpfer und Nutzer solcher geframeten Begriffe, durch ihre Wortwahl das Denken und Handel des Rezipienten in eine bestimmte Richtung zu lenken und langfristig auch eine bestimmte politische Einstellung aufzuziehen.

ContainerschiffDas erste Beispiel ist „Freihandelsabkommen“: In den Medien wird dieser unschuldig anmutende Begriff häufig verwendet, wenn es um internationale Abkommen wie TTIP oder aktuell Jefta geht. „Freihandelsabkommen“ hört sich für den gewöhnlichen Medienkonsumenten zunächst einmal ganz positiv an. „Freier Handel“, wer kann denn da bitte etwas dagegen haben?

Allein mit diesem gelungen geframeten Wort schaffen es seine Namensgeber also, beim Durchsetzen ihrer Agenda in Führung zu gehen, bevor die politische Diskussion über „Freihandelsabkommen“ überhaupt richtig anfängt. Ob es sich bei diesen Verträgen tatsächlich nur um ein gutgemeintes Abkommen geht, das der Allgemeinheit dienen soll, ist natürlich höchst umstritten. Aber allein das kleine Wörtchen „Frei-“ aktiviert in unserem Gehirn umgehend positive Assoziationen. „Freier Handel“ ist dementsprechend auch gut und sollte umgesetzt werden, da ja angeblich jeder davon profitiert.

TTIP DemokratieEin ehrliches und demokratisches Abkommen ist zum Beispiel TTIP auch nicht, wurde es doch von elitären Kreisen in Hinterzimmern ausgehandelt und sein Inhalt mit Mühe im Verborgenen gehalten. Wir können also festhalten, dass im Begriff „Freihandelsabkommen“ kein Wort den Sachverhalt richtig beschreibt. Ein ehrlicher Name für diese Art von Verträgen wäre etwa: „Internationale Verträge zum gesetzlichen Schutz der Interessen und Profite von Großkonzernen„.

Mit diesem neuen Format über das Reframing, das in regelmäßigen Abständen erscheinen soll, möchten wir weitere Begriffe analysieren, die in politischen Debatten genutzt werden und unsere Ansichten bewusst manipulieren sollen.