Henry Kissinger meinte einmal, dass neue Leute nicht einfach Bäume ausreißen dürfen, um sich zu überzeugen, dass tatsächlich Wurzeln daran sind. Auch wenn Kissinger niemand ist, den ich sonderlich gerne zitiere, lässt sich die Richtigkeit dieser Aussage nicht in Frage stellen. Im Gegenteil. Man muss vermutlich kein Gärtner sein, um ihr zuzustimmen.
Wie aber sollen die zitierten `neuen Leute` dann herausfinden, wie es um die Wurzeln steht? Nun, solange der Baum kräftig wächst, bedarf es keiner genaueren Untersuchung der Wurzeln. Man kann sie scheinbar nach belieben ignorieren und sich getrost darauf verlassen, dass die begehrten Früchte auch ohne besondere Pflege hervorgebracht werden. Einen solchen Gärtner haben wir bereits erlebt und dem im Übermaß abgegriffenen Ertrag folgte leider nicht die dringend benötigte Pflege der Böden, der Wurzeln und der Pflanze als Ganzes. Die abfallenden Blätter konnten einfach ignoriert werden, weil man – ganz in der immer wieder fleißig gescholtenen kapitalistischen Manier – sich lieber nicht mit der Pflege beschäftigen wollte und sich stattdessen der nächsten Pflanze zuwandte, um nun von deren Ertrag zu leben.
Bleibt die Frage, wie die `neuen Leute` das denn nun anstellen sollen. Es besteht nämlich keinerlei Zweifel daran, dass man Bäume ausreißen will – allerdings nicht ausgerechnet diejenigen, aus denen man selbst hervorgegangen ist. Der neue Vorstand der Deutschen Mitte in Baden-Württemberg besteht nämlich aus Stammtischleitern, Stellvertretern und Menschen, die sich bereits für die gemeinsame Sache eingebracht haben und daher ein ureigenes Interesse am Gedeihen des Baumes haben. Sie sind, könnte man sagen, selbst Wurzel gewesen und haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welche Nährstoffe fehlen.
Kreativität und Arbeit
Tatsache ist aber auch, dass der Spagat zwischen der bisherigen Aufgabe als Wurzel und der neuen, als Stamm, auf Dauer und vor allem bei gutem Wachstum, schwieriger werden wird. Da wir den „Erdgeruch“ und die Bodenhaftung nicht verlieren wollen und Basisdemokratie als charakteristisches Element mehr als ein bloßes Lippenbekenntnis sein soll, möchten wir eine neue Form und ein neues Forum gemeinschaftlichen Austausches anregen.
Das, was uns in der Vergangenheit stark gemacht hat (und damit quasi den fruchtbaren Boden geboten hat, auf dem im Ländle eigenständige Ideen und unkonventionelle Vorgehensweisen sich entwickeln konnten), waren die gemeinsamen Treffen. Gerade der vergangene Parteitag, aber auch dessen gescheiterter Vorgänger, das informelle Treffen im Februar oder die Zusammenkünfte zum Bericht über die Vorgänge im Bundesvorstand im November des vergangenen Jahres und erst recht die Treffen während des Wahlkampfes, haben ganz eindeutig aufgezeigt, dass eben genau hier die Wurzeln von Kreativität und Arbeit, aber auch Spaß und Gemeinschaft zu suchen sind.
Diesen Gedanken folgend, wollen wir künftig im Rhythmus von ca. zwei Monaten zu einem wechselnden Regionaltreffen laden, das für alle Interessierten geöffnet ist. Wir werden uns dabei an den vorhandenen vier Regierungsbezirken (Tübingen, Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg) orientieren und jeweils einen der ortsansässigen Stammtische bitten, die Ausrichtung zu übernehmen. Um diesen Termin in vielerlei Hinsicht interessant zu gestalten, ist neben dem Austausch zwischen Vorstand und Stammtischen auch jeweils ein Referat zu Themen angedacht, die unserer politischen Arbeit ein solides Fundament verschaffen. Durch einen frühzeitig angekündigten Termin an einem Sonntag möchten wir das Regionaltreffen familienfreundlich gestalten und werden gerne auch die Organisation von Fahrgemeinschaften koordinieren, wenn dies nicht durch den örtlichen Stammtisch geleistet werden kann.
In diesem Sinne danken wir euch nochmals für das uns entgegen gebrachte Vertrauen und für eure tolle Arbeit, unter teils widrigsten Bedingungen, bedanken und freuen uns sehr, euch alle bald auf dem ersten Regionaltreffen zu sehen.
Euer Landesvorstand Baden-Württemberg.