Liebe Elite, macht Euren Krieg bitte allein!

Freundschaft statt Konfrontation

Zum Ärgernis der selbsternannten Eliten lassen wir uns nicht erklären, wer unser Feind sein soll. Wir machen uns selbst ein Bild von Mensch und Kultur. Vom 10. bis 14. Januar war die Deutsche Mitte zu Gast bei Freunden der Organisation Rus Edinaya in Brest, Weißrussland. Die tollen Eindrücke wirken noch immer deutlich nach und ich möchte diese, soweit mir möglich, mit Ihnen teilen! Ganz unten gibt es daher eine Galerie mit einigen Bildern mehr!

Das Ziel war im Rahmen von Prospekt Mira eine erste Annäherung der jeweiligen Vorstände beider Organisationen, der Rus Edinaya und der Deutschen Mitte, zu erreichen und so den Weg für eine enge Zusammenarbeit zu ebnen. Denn: Freundschaft baut auf Vertrauen auf und dieses gewinnt man immer noch im direkten persönlichen Austausch und – kulturtypisch – über den Genuß weißrussischer Gastgeberschaft in Form von offenen und warmen Herzen, sowie über das ein oder andere Gläschen der Freundschaft…

Also folgten wir, Henry, Jan, Oliver und ich, der Einladung von Valery Derkach (Валерий Деркач, Vorsitzender der Rus Edinaya) nur allzu gern und flogen von Düsseldorf über Wien nach Minsk, wo uns bereits Valery und Wladimir Gurin (Владимир Гурин, Vorstandsmitglied der Rus Edinaya), sowie unser Dolmetscher Pavel freundschaftlich empfingen. Wir warteten dort zusammen mit dem ein oder anderen Kaffee auf Henry, einem aktiven Unterstützer und Mitglied der Deutschen Mitte und Prospekt Mira, dessen Flug etwas später angesetzt war, als unser eigener.

Etwa zwei Stunden später waren wir vollzählig und bereit, uns mit dem Transfershuttle zum Minsker Bahnhof kutschieren zu lassen, von welchem wir dann mit dem Zug nach Brest gefahren sind. Schon in dieser kurzen Zeit setzte sich mehrfach der äußerst positive Eindruck über die Entspanntheit und Freundlichkeit der Menschen und die Sauberkeit der Straßen und des Bahnhofes durch.

Als wir nach drei Stunden Fahrt gegen 23:20 Uhr in Brest angekommen waren, ereilte uns der nächste positive Eindruck: ein nicht nur wirklich sauberer Bahnhof, sondern auch noch wunderschön! Im alten Stalin-Baustil vermittelt dieser dem Menschen das Gefühl von Achtung und Wertschätzung, und löste durch die beim Bau sichtlich auf das Detail gerichtete Hingabe bei allen von uns einen Moment der Überwältigung aus. Ja, ich spreche immer noch über den Bahnhof …

Nachdem wir mit einem Taxi zu unserer neuen Bleibe gebracht wurden und sich während der Fahrt der vorhin beschriebene Eindruck weiter bestätigte, richteten wir uns in dieser ein. Als uns durch unseren Durst und Hunger auffiel, dass der Kühlschrank leer war, rätselten wir, ob es auch in Brest Tankstellen mit Mini-Supermärkten geben mag. Doch zu unserer Überraschung gibt es in Weißrussland „ноч ник“ (nächtlicher Einkauf). So fuhren wir für weniger als drei Rubel mit einem Taxi zu einem Supermarkt, welcher bis zwei in der Früh geöffnet hat und wirklich alles bot, was man sich nur wünschen kann. Selbst meine geliebte Hafermilch für das morgendliche Müsli fand sich prominent im Kühlregal wieder.

Der nächste Tag begann gut zehn Stunden nach zwölf relativ spät; doch in Anbetracht der späten Einkehr und der – wie in Weißrussland üblich – darauf folgenden Bekundungen guter Wünsche durch das Heben und Leeren kleiner Gläschen, gar nicht so schlecht.

Valery und Wladimir führten uns zunächst durch die schöne Brester Innenstadt – inklusive einiger Aufwärmpausen bei Kaffee und Tee – und vermittelten uns einen bleibenden Eindruck von Mensch und Kultur. Ohne Kenntnisse der kyrillischen Schrift war es so, als sei man wieder fünf Jahre alt und fängt an, die Worte Buchstabe für Buchstabe zu dechiffrieren. Doch dank der vielen Kilometer, die wir durch Brest gelaufen sind, konnte ich meinen kyrillischen Analphabetismus überwinden und sogar ein paar (weiß-)russische Sprachbrocken aufsammeln …

Die durch die Sowjetzeit geprägte Stadt wirkt weit und insgesamt räumlich großzügig, die Bürgersteige bieten Platz und geben neben den durchgängig flachen Bauten (es gibt kaum Hochhäuser) und viel Kultur das Gefühl, ein freier Mensch zu sein, dem es erlaubt ist, den Blickkontakt mit dem Himmel zu halten. Alles ist derart sauber: kein Müll, keine Graffities, keine beengten Straßen mit rücksichtslosen Menschen. Eine beeindruckende Kulisse. Da muss man erkennen, dass sich in unserem Lande leider immer weiter gegenteilige Verhältnisse in die Realität drängen und wir zunehmend gar nicht merken, wie weit der kulturelle und menschliche Verfall bereits fortgeschritten ist – tja, bis man eben Länder wie Weißrussland besucht!

Auffällig ist weiter die Mischung moderner Einflüsse und der effiziente Umgang mit Ressourcen, der mit dem Erhalt alter Technik einhergeht. Statt umweltzerstörenden „Abwrackprämien“ zum Opfer zu fallen, erleben hier Linienbusse aus sozialistischer Vorzeit ihre Renaissance.

Ein historisch umgekämpfter Ort – die Brester Festung

Ein Höhepunkt unserer Ausflüge war selbstverständlich die Brester Festung. Kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, bot sie den Russen Schutz vor Kongresspolen. Später sollte sie nach dem ersten Weltkrieg zur Unterzeichnung des Friedensvertrages von Brest-Litowsk, sowie während des Polenfeldzuges der Nazis erneut eine Rolle spielen. Mit unfassbarer Entschlossenheit boten die Rotarmisten der deutschen Wehrmacht mit großen menschlichen Verlusten auf beiden Seiten Widerstand. Dieser Ort ist ein wichtiges Mahnmal unserer Zeit, erinnert er uns doch an das unendliche Leid, welches Leben entweder direkt durch Tötung, zeitversetzt durch Krankheit oder indirekt durch den Verlust von Familienangehörigen zerstört hat. Beim Besuch dieser riesigen Anlage hörte ich gedanklich immer wieder die Worte deutscher Soldaten nach dem ersten Weltkrieg: Nie wieder Krieg! Erstmals begann ich diesen Ausspruch auch emotional zu verstehen.

Die Anlage ist auf vier Inseln verteilt und im Zentrum befindet sich die Zitadelle. In dieser befindet sich heute eine Kapelle, mehrere Mahnmale (unter anderen „Durst“ und das in den Himmel ragende Bajonett) und ein Museum. Regelmäßig werden die Gefallenen und deren Angehörigen durch kleine Paraden, aufgeführt durch Schulkinder, geehrt.

Immer wieder ging mir die Frage durch den Kopf, wie Menschen obschon der Geschichte, weiterhin ihre Kriegslust hegen können, ohne dafür von einer großen Mehrheit der Menschen sofort hinter Schloss und Riegel gebracht zu werden. Gehirngewaschen erkennen die meisten Menschen in Deutschland heute nicht einmal mehr, dass permanent weltweit Krieg in unserem Namen geführt wird und die Handlanger der Schwerstverbrecher – die Politiker in unserem Bundestag – auch noch von einem großen Teil der Wählerschaft dafür mit ihren Stimmen belohnt werden. Da kommt einem zugleich Wut und Übelkeit hoch.

Deshalb kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, sich intensiv mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, solche Gedenkstätten zu besuchen, mit Russen zu reden, emotional zu begreifen, dass dieser Irrsinn sofort aufhören muss und die uns zugestreckte Hand der (Weiß-)Russen zu nehmen und gemeinsam die Welt zu einem friedlichen (nicht nur „friedlicheren“) und lebenswerten Ort für alle Menschen zu machen!

Der letzte Abend und eine Überraschung

Am letzten Abend vor unserer Rückkehr erreichte uns beim Abendessen noch eine SMS von einer lokalen Journalistin, welche sich noch an diesem Abend mit uns treffen wollte. Wir stimmten zu und luden sie in ein Restaurant in der Brester Innenstadt ein, worauf sie dann eine Dreiviertelstunde später auch eintraf. Sie zeigte sich interessiert an unserem Projekt und bot uns an, unsere Beiträge im belarussischen Raum zu verbreiten, damit möglichst viele Menschen von unserem Vorhaben Wind bekommen und sich weitere wichtige Türen öffnen.

In zwei Wochen werden wir uns mit Valery zur Unterzeichnung der Vereinbarung zur Zusammenarbeit von Rus Edinaya und der Deutschen Mitte in Moskau treffen.

In der Nacht des 14. Januar fuhren wir pünktlich um 1:10 Uhr mit einem Nachtzug von Brest nach Minsk zurück, genossen am Morgen im Zug noch einen grünen Tee für 60 Kopeken und flogen anschließend ein paar Stunden später nach Berlin, bzw. über Wien nach Düsseldorf zurück. Insgesamt waren wir somit über 20 Stunden unterwegs.

Wir danken Valery und Wladimir für ihre Einladung, für ihren herzlichen Empfang und für das Kümmern! Außerdem danken wir den beiden Dolmetschern, Pavel und Olga, für ihre Mühen, Völkerverständigung auch sprachlich verständlich zu machen und Valerys Schwester für ihre Gastfreundschaft!

Доброй дружбы и сотрудничества!

IMG_20200110_171300

Bild 1 von 101