Die Würde – ein persönlicher Aufruf von Hans Tolzin.
Es gibt wohl kaum eine Familie in den vom zweiten Weltkrieg betroffenen Ländern, und zwar auf beiden Seiten, in denen nicht Verwandte entweder unter ungeklärten Umständen umkamen oder schwer traumatisiert zurückblieben. Unverarbeitete Traumata haben Folgen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die folgende Generation und darüber hinaus für die der Enkel. Meine Familie zählt zweifellos dazu: Der Vater an der Ostfront schwerstens verwundet, der Onkel gefallen, verschleppte und auf immer verschwundene Großväter, Flucht der Eltern bei Nacht und Nebel aus dem sowjetisch besetzten Mecklenburg und Neuanfang im Westen. Wer in den Buchkatalogen nach Stichwörtern wie „Kriegskinder“, „Kriegsenkel“ oder „Nachkriegskinder“ sucht, findet inzwischen eine Fülle an Literatur, die versucht, bei der Aufarbeitung der Folgen des Krieges zu unterstützen, und zwar auch die folgenden Generationen.
Mich hat lange Zeit die Frage beschäftigt: Hat all dieses Blutvergießen, haben all diese Opfer auf beiden Seiten der Fronten die Menschheit in irgendeiner Form weitergebracht? Oder war das alles umsonst? Vor gar nicht so langer Zeit habe ich tatsächlich einen Aspekt entdeckt, den man als historisches und positives Ergebnis betrachten könnte. Nach außen ist es nichts weiter als ein Satz, noch dazu ein kurzer. Doch dieser Satz steht nicht irgendwo – er steht im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Und auch nicht irgendwo in ein einem der zahlreichen Paragraphen, sondern gleich ganz am Anfang, in Artikel 1, Absatz 1. Da heißt es nämlich:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“
Da steht nicht etwa: „Die Würde des Staates“, oder „die Würde des Volkes“ oder die Würde irgendeines anderen abstrakten „Kollektivs.“ Nein, es ist die Würde des Menschen, d. h. des Individuums. Und es heißt auch nicht etwa „des deutschen Menschen“, sondern nur „des Menschen“. Das schließt letztlich ALLE Menschen, alle Individuen auf diesem Planeten, ein.
Das Wörterbuch versteht unter dem Wort „Würde“ den „Respekt verdienenden Wert eines jeden Menschen.“ Ein würdevoller Mensch zeigt ein „Achtung gebietendes, ruhiges, überlegenes Verhalten“. Würde ist das „Wesen eines Menschen aufgrund seiner starken Persönlichkeit, seiner geistig-seelischen Kraft“ (Wahrig Deutsches Wörterbuch).
Das Wort kommt aus dem mittelhochdeutschen „wirde“ bzw. aus dem althochdeutschen „wirdi“, was soviel wie „Ehre, Ansehen“ bedeutet. Es gibt anscheinend auch eine Verbindung zum Wort „wert“, was aus dem gotischen „wairþs“ abgeleitet ist.
Das Wörterbuch deutet schon an, dass es gewissermaßen zwei Pole innerhalb der menschlichen Würde gibt. Einmal beschreibt es einen angeborenen, den Menschen innewohnenden Wert im Sinne eines von Geburt an in ihm angelegten Potentials, der Respekt verdient. Zum anderen ist es der reale Ausdruck dieses Potentials, nämlich ein Mensch, der sich würdevoll verhält, der gewissermaßen in seiner spirituellen Mitte ist, bei dem Wort und Tat übereinstimmen und der seine Wahrheit lebt.
Aus der ihm angeborenen Würde des Menschen leiten sich im Grundgesetz die Grundrechte ab, z. B. die Freiheit auf eigene Meinung, Religionsfreiheit, Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, das Recht, sich politisch einzubringen, das Recht auf gesundheitliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung, das Recht auf Autonomie und Souveränität.
Wohlgemerkt: Der Mensch hat laut unserem Grundgesetz diese Rechte nicht aus einer Großzügigkeit einer weltlichen Macht heraus, sondern sie wohnen ihm naturgemäß inne, sie stehen gewissermaßen über dem Staat und seinen vermeintlichen oder tatsächlichen Bedürfnissen. Sie stehen damit auch über der Staatsraison. Oder anders ausgedrückt: Die Staatsraison muss der Würde aller Individuen dienen.
Somit ist es die erste und vornehmste Aufgabe des Staates, die Würde des Menschen und seine Grundrechte zu wahren und gegebenenfalls zu verteidigen. Positiv ausgedrückt soll der Staat nach dem Willen des Grundgesetzes Rahmenbedingungen schaffen, damit sich das Potential im Menschen optimal entfalten kann.
Sicherlich gibt es auch andere Verfassungen, die den einen oder anderen bedeutsamen Aspekt enthalten. Aber mir ist derzeit keine andere Verfassung bekannt, die auf einer vergleichbaren Grundlage steht wie das Grundgesetz durch den Artikel 1, Abs. 1.
Diese Grundlage ist unter dem Eindruck zweier verlorener Weltkriege und mehrerer Generationen unsagbaren Leids aller beteiligten Völker entstanden. Wenn es etwas gibt, was diesen Opfern und diesem erfahrenen Leid irgendeinen Sinn gibt, einen positiven Effekt, dann könnte dies unser Grundgesetz sein.
Das Problem ist also nicht, wie manche Kritiker der aktuellen Politik meinen, dass unser Grundgesetz keine völkerrechtliche Gültigkeit habe und gar keine Verfassung sei. Nein, das Problem ist, dass unser Grundgesetz, eine der besten Verfassungen, die es auf diesem Planeten gibt, von unserem derzeitigen Bundestag bzw. der aktuellen Regierung mit Füssen getreten wird!
Die vornehmste und wichtigste Aufgabe des Bundestages wäre es, die Würde aller Menschen in der Bundesrepublik Deutschland – unter Beachtung der Würde unserer Nachbarn – zu wahren und die Entfaltung menschlicher Potentiale zu fördern.
Die vornehmste und wichtigste Aufgabe der künftigen Abgeordneten der Deutschen Mitte im Bundestag wird genau dies sein. Sie sind in erster Linie dem Grundgesetz verpflichtet, im Sinne von Artikel 1 Abs. 1. Für mich als gesundheitspolitischem Sprecher der Deutschen Mitte bedeutet dies, dass die dringend durchzuführenden Reformen unseres Gesundheitssystems unter möglichst minimalen regulativen Eingriffen und unter möglichst breiter Beteiligung aller gesellschaftlichen Kräfte durchzuführen sind.
Selbstverständlich werden wir als Regierungspartei Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin nach Kräften fördern und als Allererstes ihre derzeitige Benachteiligung und Diskriminierung beenden. Aber – und das ist jetzt ein ganz wichtiger Punkt – wir werden ihre Anwendung niemandem vorschreiben! Wir werden Freiheiten der Forschung, der Lehre, der Berufsausübung und Therapiewahl schaffen, die jedem Mediziner, jedem Krankenversicherten und jedem Patienten eine freie Wahl ermöglichen, welcher medizinischen Lehrmeinung und welchem gesundheitlichen Weg er folgen will.
Wir werden die gesellschaftlichen Kräfte, d. h. die Krankenversicherungen, die Ärzteschaft und alle anderen Therapeuten, die Träger von medizinischen Einrichtungen, die Kommunen, Kreise und Länder, die Patientenverbände und auch die Industrie (soweit sie zu einer Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe bereit ist), dazu einladen, gemeinsam Modellprojekte und neue Formen der medizinischen Versorgung zu entwickeln, die möglichst eine WIN-WIN-Situation für alle (!) zum Ergebnis haben.
Diese Modellprojekte werden wir durch auf Bundesebene angesiedelte Institute – für die Öffentlichkeit transparent – wissenschaftlich begleiten und auswerten. Was am besten funktioniert, die Gesundheit am Effektivsten herstellt und aufrechterhält, werden wir als Regierung bzw. verantwortliches Bundesministerium aktiv fördern.
Was den Menschen wirklich krank macht und was ihm Gesundheit bringt, werden wir unter Ausschluss von egoistischen Einzelinteressen systematisch erforschen bzw. die bereits vorhandenen wissenschaftlichen Daten aufarbeiten. Sowohl schulmedizinische als auch komplementärmedizinische Methoden und Therapien werden wir streng wissenschaftlich und unter Ausschluss von Lobbyisten überprüfen. Ich bin mir sicher, dass so manche derzeit praktizierte Methode der Vorsorge und der Therapie dieser Überprüfung nicht standhalten wird. So mancher Anbieter aus der Industrie wird deshalb umdenken und sich neu positionieren müssen. Firmen, die gute Produkte entwickeln und liefern, die dem Allgemeinwohl dienen, werden aber auch in Zukunft gute Geschäfte machen können.
Doch damit wir diese Absichten umsetzen können, müssen wir natürlich zunächst einmal in den Bundestag gewählt werden. Damit dies möglich ist, müssen erst einmal alle Menschen von der Deutschen Mitte erfahren. Das setzt voraus, dass wir eine Mindestanzahl an Mitgliedern haben, die für die Ziele der Deutschen einstehen und die eine flächendeckende Organisationsstruktur ermöglichen. Um den Sprung in den Bundestag zu schaffen, müssten wir wenigstens 20-30.000 Mitglieder sein, also etwa das Zehnfache der aktuellen Mitgliederzahl.
Es kommt also JETZT auf jeden Einzelnen von Ihnen an! Wenn Sie mit dem Programm der Deutschen Mitte und den Gesichtern, die sie bisher nach außen vertreten, einverstanden sind, dann werden Sie bitte Mitglied. Nicht morgen, nicht übermorgen – heute!
Ja, ich weiß, die meisten von Ihnen sind politik- und parteiverdrossen und haben, so wie ich noch vor vier Wochen, einfach nur die Schnauze voll von den Lügen der derzeitigen Politikerkaste. Wer sich politisch betätigt, der besudelt sich – das ist ein weitverbreitetes Gefühl.
So verständlich diese Einstellung ist, so spielt sie doch denen in die Hände, die vom derzeitigen System – zu Lasten der Allgemeinheit – profitieren. Je frustrierter WIR sind, desto mehr Handlungsfreiheit und Macht bedeutet dies für SIE.
WENN Sie grundsätzlich mit Zielen und Führung der Deutschen Mitte einverstanden sind, warum dann nicht diesen Schritt tun und Mitglied werden – und damit zu einem tragenden Teil des Wandels werden? Warum nicht die Chance ergreifen und gemeinsam mit uns Geschichte schreiben? Was spricht denn dagegen?
Und: Ist dies nicht der Auftrag, den uns unsere Väter und Großväter über das Grundgesetz mitgegeben haben? Dass wir für die Würde des Menschen, d. h. auch für unsere eigene Würde (!), einstehen, dass wir aufstehen und aktiv eine Politik, die dem Frieden und dem Allgemeinwohl dient, durchsetzen? Ja, nicht jeder kann oder will politisch aktiv werden, aber Mitglied einer Partei zu werden, die für die richtigen Werte und Ziele eintritt, Stellung beziehen – das kann jeder!
Und wenn Sie die Ziele der Deutschen Mitte für gut befinden, aber schon Mitglied einer anderen Partei sind, dort viele Freunde haben und Loyalität für Sie einen hohen Stellenwert besitzt, dann bleiben Sie bitte in dieser Partei und setzten sich bitte dort im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dafür ein, dass unsere gemeinsamen Werte auch dort noch mehr als bisher umgesetzt werden. Aber bitte TUN Sie dies auch, überlassen Sie es nicht anderen, dies für Sie zu tun!
Denn wenn wir das nicht tun, wenn wir nicht für unsere Würde einstehen, wenn wir sie einfach aufgeben – dann würdigen wir die Opfer unserer Vorfahren nicht, die diese für uns erbracht haben, damit wir es nun besser machen als sie es damals konnten.
Egal, wie SIE sich entscheiden werden – ICH habe für mich entschieden, meine Vorfahren auf diese Weise zu ehren. Ihr Opfer und alle anderen Opfer sollen nicht umsonst gewesen sein. Lasst uns sie würdigen. Lasst sie stolz auf uns sein. Lasst uns auch stolz auf uns selbst sein. Lasst uns ein Leben in Würde führen.
Hans U. P. Tolzin